PASTICHE POUILLON
Bauen am Hafner - ein neues Quartier für Konstanz
Mit dem Hafner entsteht ein ganzer Stadtteil in Konstanz neu. Die Dimension dieser Bauaufgabe ist in der heutigen Zeit ungewöhnlich und stellt die Planer vor große Herausforderungen. Dabei wird den
unterschiedlichen Aspekten der Nachhaltigkeit bei der Entwicklung des Hafners seitens der Stadt Konstanz eine besondere Bedeutung beigemessen.
Im Masterentwurf möchten wir auf dem Gebiet des Hafners das Entstehen eines neuen Quartiers vom Stadtraum bis zur Wohntypologie untersuchen. Wir werden uns dem großen Maßstab über die Auseinandersetzung mit bestehenden Projekten nähern, deren Räume wir empirisch erfahren können. Vor dem Hintergrund des hohen Anspruches an Nachhaltigkeit möchten wir die Beschäftigung mit Bauten an den Beginn unseres Entwurfsprozesses stellen, die eine solche über Jahrzehnte unter Beweis gestellt haben: Vier Großsiedlungen, die der französische Architekt Fernand Pouillon in den Jahren 1955 bis 1963 an der Peripherie von Paris realisieren konnte. Im Unterschied zu anderen Satellitenstädten der Nachkriegsmoderne, die vielerorts entstanden sind und oft bald soziale, wie baukonstruktive Probleme aufzeigten, muss man den Bauten Pouillons außergewöhnliche Qualität und Dauerhaftigkeit attestieren – in den Bereichen des Städtebaus, der Architektur, der Wohnungstypologien, sowie in ihrer konstruktiven Umsetzung. Insofern kann die Architektur Pouillons zweifelsfrei als „nachhaltig“ avant la lettre gelten.
Zu Beginn des Semesters werden wir die vier Siedlungen in Paris bereisen und uns ihre Stadträume fotografisch erschliessen. Die Architekturfotografin Laura Egger wird diesen Aneignungsprozess mit den Teilnehmern professionell vorbereiten und vor Ort begleiten. In einer zweiten Phase werden wir die zuvor erfahrene Maßstäblichkeit auf das Terrain des Hafners „verpflanzen“, in Bearbeitungsschritten überformen und dem Maßstab und den Bedürfnissen eines neuen Quartiers für Konstanz anpassen.
Die Kulturtechnik der wertschätzenden Kopie und Überformung eines Vorbildes wird in der Kulturtheorie auch als Pastiche bezeichnet. Eine solche Entwurfsmethode soll uns im Seminar Pastiche Pouillon die Leitplanken für den Prozess hin zum eigenständigen Projekt bieten.
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- Dozent/in: Dominik Fiederling